Cecilia Ventes „Interview Usgalman/Sebastian“ mit Claudia und Steffy

Moin moin,
heute steht der Tag ganz unter dem Zeichen von Schnecknolia, eine Zusammenarbeit mit der Leseschnecke Steffy und mir.
Wir wollen Euch die Autorin Cecilia Ventes und ihre Bücher ein wenig näher bringen. Die Buchvorstellung habt Ihr schon um 11:00 entdeckt, jetzt geht es weiter mit einem Interview.
Viel Spass.

Interview Usgalman/Sebastian mit Claudia und Steffy

Im Bistro herrschte reges Treiben. Fast alle Tische waren besetzt und die dort Anwesenden hielten durch Ihre Unterhaltungen und ihr Lachen den Geräuschpegel oben. Ganz hinten in einer dunklen Ecke saßen Claudia und Steffy, die beiden Bloggerinnen, um sich Fragen auszudenken, die sie der Autorin Cecilia Ventes stellen wollten.

Steffy spielte mit ihrem Kugelschreiber herum und sah in das Lichtspiel der Kerze auf dem Tisch, die wenigstens etwas Licht auf ihr Papier warf. Claudia biss an ihrem Bleistift herum und murmelte fast unverständlich: „Hier kann sich doch keine Socke konzentrieren.“ Die Leseschnecke Steffy klatschte plötzlich ihren Stift auf den Tisch. „Ich rufe sie jetzt einfach an und mache das spontan mit dem Interview.“

Ohne einen Gedanken an Zweifel aufkommen zu lassen, zog sie ihr Smartphone aus der Jackentasche. „Also ich weiß nicht, vielleicht doch mal kurz überlegen?“, wandte ihr Gegenüber ein und nippte an ihrer Saftschorle, als sich plötzlich ein dunkler Schatten über die beiden Frauen warf. Die Kerze erlosch wie von Geisterhand. Eine sanfte, angenehme tiefe Stimme erklang: „Ich darf mich doch sicher setzen, oder haben die beiden holden Damen etwas dagegen?“

Überrascht und sprachlos schauten die beiden Frauen mit großen Augen auf. Vor Ihnen stand das Höllengeschöpf Usgalman in der menschlichen Gestalt von Sebastian. Das wenige einfallende Licht in dieser dunkeln Ecke hinter den Holzsäulen offenbarte die glänzenden, zurückgekämmten schwarzen Haare, die Konturen seines markanten Gesichtsprofils und die funkelnden stahlblauen Augen dieser fast schwarzen Silhouette. Verführerisch lächelte er, während er schwungvoll sein dunkles Cape mit Stehkragen zur Seite schlug um sich besser auf den Stuhl setzen zu können.

Er nahm der irritierten Steffy vorsichtig das Smartphone aus der Hand und legte es auf den Tisch. „Tief in Eurem Innern habt Ihr mich ersehnt, meine Teuerste. Nun, jetzt bin ich hier, warum wollt Ihr Cecilia anrufen, wenn es doch eigentlich Euer Ansinnen ist, sich mit mir zu unterhalten.“ Er gab ihr einen Handkuss und schaute Ihr tief in die Augen.

Claudia wunderte sich, dass niemand diesen für heutige Zeiten altertümlich, elegant gekleideten Mann, bemerkte. Er war wirklich groß, sehr groß und hatte eine schlanke, aber dennoch gut trainierten Körper. Das konnte man trotz des Capes gut erkennen. Vorsichtig sah sie zur Seite in Richtung des Tresens.

„Niemand wird mich bemerken, ich bin doch nur eine Gestalt Euer beider Fantasie, oder irre ich, meine Damen?“ Claudia fühlte sich bei Ihrem Gedankengang ertappt und blickte ihm direkt in seine Augen, als er sich ihr zuwendete. „In Euren Vorstellungen habt Ihr Euch ein wunderschönes Bild von mir gemacht, werde ich diesem denn jetzt gerecht?“

Er lehnte sich selbstherrlich zurück und atmete dabei tief durch, denn er kannte die Antwort bereits. Sie stand für ihn förmlich in ihren Gesichtern geschrieben. „So schweigsam? Das ist sehr ungewöhnlich. Würden die Damen denn mit mir ein Glas Rotwein trinken? Es plaudert sich leichter, wenn etwas Ordentliches zum Trinken vor einem steht.“

Claudia winkte die Bedienung herbei und bestellte sogleich 2 Gläser lieblichen und 1 Glas trockenen Rotwein. Während der junge Mann die Bestellung aufnahm, fragte er: „Wieso drei, kommt noch jemand?“ „Wir wollen einfach nur drei Gläser Rotwein, okay?“, erwiderte Steffy fordernd die Frage. Die Bedienung zuckte die Schultern und lief zurück zum Tresen. Die Damen schwiegen, obwohl in ihren Köpfen ein Fragenmarathon begann. Sebastian Geradeville schmunzelte lausbübisch vor sich hin.

Die männliche Bedienung kam zurück an den Tisch und stellte jeweils ein Glas vor den Frauen ab. „Wenn ich ja wüsste, wo euer unsichtbarer Gast sitzt, könnte ich das dritte Glas korrekt platzieren, so stelle ich es einfach in die Mitte. Ist das okay für euch? Und hier noch ein paar Erdnüsse, nicht das euch der Wein zu schnell in den Kopf steigt.“ Ohne überhaupt eine Antwort abzuwarten, stellte er den Rest ab und verschwand mit einem verwunderten Gesichtsausdruck wieder hinter dem Tresen. Sebastian beugte sich nach vorne und nippte an dem Wein.

Plötzlich fing er laut an zu lachen und hob ermahnend den Zeigefinger. „Ich muss doch sehr bitten meine Damen. Vielleicht sind nicht alle Fragen, die Euch auf der Seele brennen für die Öffentlichkeit geeignet.“ Steffy konnte sich nicht vorstellen, dass er erahnt haben sollte, welche Frage ihr eben durch den Kopf geschossen war, aber sein durchdringender Blick mit der hochgezogenen Augenbraue und seinem Lächeln verrieten ihr, dass er es wusste. Sie versuchte ihre Gedanken wieder zu kontrollieren.

Claudias Aufmerksamkeit richtete sich derweil auf den glänzenden Stein in seinem Amulette. Er funkelte zwischen dem Halb geöffneten Hemd hervor, genau wie es im Buch beschrieben war. Sie schreckte auf und merkte, dass sie für einen Moment in eine andere Welt geglitten war. Steffy trank einen ordentlichen Schluck von ihrem Wein und legte los.

Steffy: „Sie haben als einzige Person eine Doppelrolle als Usgalman und Sebastian in Versuchung und Vermächtnis. Das hat Sie in diesem Fall sehr belastet. Warum haben Sie sich so schwergetan, sich für die Liebe zu entscheiden?“

Sebastian: „Musste ich mich entscheiden? Ich habe die Liebe bewahrt, aber auf meine Weise, und gleichzeitig das getan, was getan werden musste.“

Claudia: „Beschreiben Sie sich in drei Worten.“

Sebastian: „Unwiderstehlich, gerissen und mitfühlend.“

Claudia: „Wie ist das Verhältnis zu Ihren Hexen, den neun Todsünden?“

Sebastian: „Es sind Damen, die ich sehr schätze und genauso begehre, wie viele andere auch. In erster Linie sehr vertraute Arbeitskolleginnen – wie man wohl heute sagen würde.“

Steffy: „Würden Sie, wenn Sie die Zeit zurückdrehen könnten, sich darauf einlassen, um Ihre Entscheidungen in der Vergangenheit anders zu treffen?“

Sebastian: „Ich habe immer die richtigen Entscheidungen getroffen. Aber selbst wenn ich die Chance bekäme, die Zeit zurückzudrehen und mit meinem jetzigen Wissen die Herausforderung von Versuchung und Vermächtnis erneut anzunehmen, würde ich den Fortgang der Geschichte zwar anders beeinflussen, aber letztendlich wäre es dann wieder eine neue Geschichte mit unvorhersehbaren Abläufen. Was hätte ich also davon, Gnädigste?“

Steffy: „Wird es auf Dauer nicht langweilig, immer nur Unruhe zu stiften und Menschen zu Schlechtem zu verführen?“

Sebastian: „Interessant. Nur weil ich die tiefen Bedürfnisse der Menschen befriedigen möchte, die Wahrheit zu Tage bringe und für klare Worte bin, seht Ihr mich als Unruhestifter? Die Menschen entscheiden ganz allein, welchen Weg sie gehen. Während einige einen klaren Standpunkt haben, feiern sich die anderen in zwielichtiger Doppelmoral, predigen Wasser und trinken selbst Wein. Sie wollen keine Angriffsfläche bieten und zerstören die, die für ihre Haltung einstehen. Die Angst und der Vorteil bestimmen das Handeln eines Menschen – sonst nichts. Und wenn sie die Verantwortung für ihr Leben abgeben wollen, glauben sie an höhere Mächte und ein besseres Leben nach dem Tod. So einfach ist das. Und da werft ihr mir vor, der Unruhestifter zu sein?“

Steffy schluckte, denn die Augen des Höllengeschöpfes sahen sie durchdringend an, während es schmunzelte.

Sebastian: „Denken Sie mal darüber nach, Teuerste.“

Claudia: „Sie sind doch auch ein Produkt des Glaubens.“

Sebastian: „Ich sitze doch gerade neben Euch, also wisst Ihr doch, dass es mich gibt. Ich gestatte Euch noch eine Frage, dann werde ich wieder aus Eurem Leben scheiden, aber seid sicher, dass ich wieder da bin sobald Ihr mich ruft.“

Steffy: „Welcher Ihrer Hexen fühlen Sie sich besonders nah?“

Sebastian: „Alle Neun sind ein Teil von mir. Aber ich denke, mit zweien verbindet mich so etwas wie, nennen wir es mal, ‚Freundschaft‘. Das ist ein wertvolles Gut, wenn es das im Höllenreich überhaupt gibt.“

Claudia: „Aber es gibt doch im Höllenreich auch Liebe.“

Sebastian: „… und Zwietracht. Dort wo Licht ist, ist auch Schatten, und dort wo die Liebe wohnt, gibt es auch Hass. Es sind die stärksten Gefühle, die unser Handeln bestimmen. Gehabt Euch wohl, liebste Damen der Buch- und Bloggerwelt.“

Er stand auf und verbeugte sich. Bedächtig schritt er rückwärts und zog sich dabei ins Dunkle des Raumes zurück bis er verschwunden war. Völlig perplex über diese unerwarteten Begegnung, starrten sie sich beide ungläubig an. Steffy schnappte sich ihr Weinglas. „ Ich dreh ab, kann das sein? Habe ich geträumt?“ Claudia starrte auf das Glas Wein von Sebastian und flüsterte: „Ich sehe zwei Augen in seinem restlichen Wein.“ „Ihr müsst das aufschreiben, damit Ihr es nicht vergesst“, ertönte plötzlich eine feine freundliche Stimme von unten. Zwei neugierig blickende kugelige Augen schoben sich neben dem Weinglas hervor. Nun bemerkten die Frauen auch den spitz zulaufenden Hut und die kleine Nase, die förmlich an der Tischkante klebte. Die kleine pummelige Hexe Hurlebaus grinste ihnen verschmitzt entgegenstand. Wahrhaftig trug sie ihr lila Gewand mit den glitzernden Sternen, ihren spitz zulaufenden Hut und zwischen ihren Fingern wirbelte sie ihren putzigen Zauberstab umher.

Hurlebaus: „Ich setze mich mal, ja?“

Die Hexe der Trägheit kletterte auf den Stuhl und stützte ihr Kinn gelassen auf ihre Handinnenfläche.

Steffy: „Ich habe einiges notiert, was er gesagt hat. Wurdest du uns auch ein paar Fragen beantworten?“

Hurlebaus: Oh, ich fühle mich gerührt und habe gehofft, dass du das fragst.

Claudia: „Äh …geehrt …“

Hurlebaus: „Das auch. Ich darf sowas ja gar nicht machen, aber wenn ich nicht zu lange weg bin, merkt er es vielleicht gar nicht.“

Steffy: Aber weiß und sieht Usgalman nicht alles?

Interessiert sah der neue Gast auf die Erdnüsse in der Schale, die auf dem Tisch standen. Steffy folgte ihrem Blick und schob der kleinen Hexe mit dem etwas zu groß wirkenden Gewand die Nüsse vor die Nase.

Hurlebaus: „Ich probiere mal, ja?“

Die kleine Hexe sah abwechselnd zu ihren beiden Interviewerinnen und redete mit vollen Backen, während sie weiter in der Schale nach Nüssen hangelte.

Hurlebaus: “Er weiß schon viel, eigentlich fast alles, aber manchmal, wenn es um Gefühle geht oder so, dann ist er nicht sonderlich, lasst mich sagen, offen. Wer nicht offen ist für Gefühle, kriegt ja nix mit. Jedenfalls nicht das, was bei ihm selbst los ist. Wisst ihr, was ich meine?“

Claudia: „Gefällt es dir eine Todsünde zu sein?“

Hurlebaus: „Och, es gibt schlechtere Jobs. Ich meine, wir wohnen in einer tollen Höhle, haben einen sehr netten Chef, sofern man ihn nicht ärgert, und man ist was Besonderes. Allerdings hat man als Hexe der Trägheit dort wirklich viel Verantwortung und muss außergewöhnlich viel arbeiten.

Claudia: „Hattest du schon mal einen Burn-out?“

Hurlebaus: „Nee, ich bin doch die Hexe der Trägheit. Da macht man nicht mehr als man muss. Die Sache mit Madeleine hat uns alle Kräfte gekostet und ich bin ja völlig über mich hinausgewachsen. Erinnere dich, ich habe Streitigkeiten geschlichtet – jedenfalls fast -, musste unseren Meister zwischen tödlichen Krallen herausziehen, bin Brücken der Unendlichkeit gelaufen und mehrere Kilometer unter Einsatz meines Lebens geflogen, von meiner Bergtour wollen wir gar nicht reden. Sehr erschöpfend das ganze.

Steffy: „Es sieht aus, als wenn die Oberhexe Arfalla und du dicke Freunde geworden seid.“

Hurlebaus: „Ich muss überlegen. Mhhm, ja irgendwie schon. Wir hatten beide das gleiche Ziel, das hat uns zusammengeschweißt. Sie will alles steuern und beherrschen, das ist gut für mich, da muss ich nix tun. Ihren Zorn muss man ertragen können, aber bis ich merke, dass sie zornig war, ist es ja meist schon wieder vorbei. Sie kann mir vertrauen, den anderen nicht. Die Hexe der Falschheit, des Neids, der Habsucht oder des Zweifels sind sehr eigenbrödlerisch. Und Diodora hat sich halt mit ihrer Wollust nicht im Griff. Aber der Rest geht so. Echt lecker, die kleinen gesalzenen Dinger.“

Hurlebaus leckte sich ihre Finger ab.

Claudia: Glaubst du, dass Usgalman Madeleine liebt? Oder liebt er eher Arfalla?

Hurlebaus: „Liebe ist ja was absolut verpöntes im Höllenreich. Das darf es nicht geben.

Die kleine Hexe wischte sich ihre Finger am Gewand ab und schob ihren Oberkörper auf den Tisch, dann flüsterte sie.

Hurlebaus: „Ich persönlich meine ja, dass man die Liebe nirgends verdrängen kann, auch nicht im Höllenreich. Aber Pscht! Sie wird dort dann sehr fantasievoll umschrieben und kommt allerdings, da muss ich ehrlich sein, ganz selten vor. Es ist ja auch nicht einfach … die Sache mit der Liebe. Schlimm ist, wenn man mit diesen Gefühlen spielt, das hat er irgendwie getan, aber so richtig sicher bin ich mir da immer noch nicht.“

Steffy: „ Und du, liebst du deinen Meister?“

Die Hexe der Trägheit sah nachdenklich auf ihren Zauberstab, dann wirbelte sie ihn einmal zwischen ihren Fingern umher und lachte.

Hurlebaus: „Irgendwie bestimmt. Ich mag ihn, aber er ist mir zu anstrengend mit seinen vielen Ideen. So ein bisschen habe ich ja auch schon mit ihm gekuschelt, aber das ist dann wohl mehr sowas wie Wollust, oder?“

Ein ohrenbetäubender Donnerhall ertönte zusammen mit dem Krachen eines hellen Blitzes. Die Oberhexe Arfalla stand plötzlich mit grimmiger Miene am Tisch. Erschrocken hatten sich die drei unter den Tisch geduckt und sahen nun vorsichtig hoch.

Hurlebaus: „Also wirklich, da kriegt man ja einen Herzinfarkt. Warum kannst du nicht einfach so erscheinen, wie andere das auch tun?“

Arfalla: „Was faselst du denn da für einen Unsinn?“

Steffy: „Wir haben gerade so wunderbar gesprochen. Wollt Ihr Euch nicht setzen?“

Die Augen der Hexe des Zorns funkelten erbost, als sie sich der Fragerin zu wand.

Arfalla: „Ich weiß. Zuviel gesprochen. Entschuldigt, meine Damen, aber ich muss Hurlebaus gerade vor sich selbst beschützen. Geheimnisse aus dem Höllenreich auszuplaudern ist gefährlich und steht unter Strafe.“

Hurlebaus: „Wir waren gerade bei meiner Wollust.“

Die Oberhexe lachte für einen Moment laut auf, aber dann wurde ihr Gesicht schlagartig wieder ernst.

Arfalla: „Ich weiß auch das!“

Ohne ein weiteres Wort zog die Oberhexe Hurlebaus vom Stuhl an sich heran.

Hurlebaus: „Auf Wiedersehen! Ich komme bestimmt mal wieder vorbei.“

Arfalla: „Mit Sicherheit nicht!“

Hurlebaus winkte noch einmal freundlich, bevor Arfalla mit ihr ebenso schnell und laut verschwand, wie sie gekommen war. Steffy und Claudia sahen sich um. Keiner hatte von irgendetwas Notiz genommen.

***

Um 15 erscheinen die „5 Facts about“.
Außerdem erscheint heute noch eine Lesung von ner knappen halben Stunde und Ihr könnt eine Rezi zu dem Buch lesen.
Bleibt also dran.

 

Eure Claudia